Die Arbeit mit inneren Kindern, Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen.
Das, was wir als Kind und als Jugendliche erlebt haben, ist bis in die Einzelheiten in unserem Gedächtnis gespeichert. Wenn wir heute in ähnliche Situationen kommen, werden Erlebnisse aus der Kindheit in uns wach und wir erleben wieder dieselben Gefühle, Gedanken und dieselben körperlichen Empfindungen. Wenn wir zum Beispiel ein Lied aus unserer Kindheit hören oder ein Märchen, ein Buch, das für uns wichtig war, wieder in der Hand halten, dann fühlen wir uns dieser Zeit ganz nah. Auch wenn wir verletzt werden oder Angst haben sind die früheren schweren Erfahrungen wach. Ähnliche Erlebnisse von heute bringen die Ähnlichen unserer Kindheit ins Schwingen wie eine Stimmgabel die Andere.
So sind nicht allein die Erfahrungen gespeichert, sondern das Lebensgefühl von uns, als wir klein waren; unsere damalige Identität. Unsere Persönlichkeit als Kind in den verschiedenen Altersstufen ist im Gedächtnis noch vorhanden. Es passt daher, wenn wir sagen, «das Kind» in uns ist noch da. Es ist allerdings nicht nur eines, sondern Kinder und Jugendliche aller Altersstufen sind innerlich repräsentiert, auch jüngere Erwachsene.
Wenn es in einer Therapie darum geht, frühere Belastungserfahrungen zu verarbeiten, dann kann es sehr hilfreich sein, sich diesen inneren Kindern, Jugendlichen oder jüngeren Erwachsenen zuzuwenden. Indem wir das tun, werden wir als Erwachsene klarer und deutlicher und fallen weniger zurück in das Verhalten des verletzten Kindes. Wir können lernen, als tragfähige Erwachsene den bedürftigen inneren Kindern und Jugendlichen zu helfen. Wir werden gestärkt in der Verantwortung.
Je stärker ein Mensch traumatisiert ist, umso stärker sind die betreffenden inneren Anteile abgespalten, dissoziiert. Für sie ist seit den belastenden Erfahrungen keine Zeit vergangen und sie führen innerlich ein Eigenleben. Diese Anteile werden oft Ego-States genannt; der führende europäische Traumaforscher Nijenhuis spricht von Emotionalen Persönlichkeitsanteilen, abgekürzt EP's, und die Alltagspersönlichkeit nennt er Anscheinend Normaler Persönlichkeitsanteil, ANP. Die therapeutische Arbeit mit so schwer verletzten Persönlichkeitsanteilen wird in eigenen Weiterbildungen erlernt.
Sehr wertvoll ist es auch, die schönen Erlebnisse der Kindheit, die damaligen Ressourcen wieder wachzurufen. Alle Personen, die wichtig waren, mit dem, was sie uns gaben, wieder deutlich zu spüren. Orte, die uns glücklich machten, Geschichten, die uns berührten, wiederzufinden.